10.05.2021 - Auch im Jahr 2021 reißt der Strom der Flüchtlinge nicht ab, die sich von den Ländern südlich der Sahara aus auf den Weg auf die Kanarischen Inseln machen. Dabei wird die gefährliche Reise über den Atlantik mit kleine und nicht hochseetüchtige Fischerboote, sogenannte Pateras in Angriff genommen, die regelmäßig vor den Kanaren in höchster Not geborgen werden. Erst kürzlich wurde dabei ein Boot gefunden, auf dem 24 Menschen die 22 Tage dauernde Überfahrt nicht überlebten. Dennoch bleibt für viele die Hoffnung, dass das Archipel der schnellste Weg nach Europa und in ein besseres Leben ist. Aber ist er es wirklich?
Die Zahl der Flüchtlinge auf den Kanaren steigt
Laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR beläuft sich die Zahl der Migranten, die im vergangenen Jahr auf die Kanaren kamen, auf 22.000 Menschen, und auch in diesem Jahr sind nach UN-Angaben bereits 4.300 Flüchtlinge auf der Inselgruppe im Atlantik gekommen. Doch hier endet die Reise für viele auch schon, denn die spanische Regierung verweigert sich im letzten Jahr hartnäckig dagegen, die Migranten auf das Festland zu lassen. Die kanarische Regierung fühlte sich mit der Situation dermaßen alleine gelassen, dass sogar heimliche Transporte auf das Festland organisiert wurden, um der Flut an Menschen her zu werden. Gerade zu Zeiten der Coronakrise bringt die Flüchtlingskrise einige Probleme mit sich.
Dabei ist eines der Probleme, dass es nicht ausreichend Unterbringungsmöglichkeiten gibt. Auf Gran Canaria mussten direkt im Hafen Notunterkünfte errichtet werden und Mittel organisiert werden, um die aus Afrika geflüchteten Menschen zu Versorgen. Teilweise wurden Hotels, die durch die Pandemie derzeit ohne Touristen waren, zu Notunterkünften gemacht, was wiederum der Bevölkerung missfiel. Befürchtungen, dass die Menschen, die nur mit dem landeten, was sie am Leibe trugen, für einen Anstieg der Kriminalität sorgen, wurden schnell laut. Teilweise wird bereits ein zweites Lesbos befürchtet und in der Bevölkerung formiert sich Widerstand, bei dem es sogar zu öffentlichen Gewaltandrohungen gegen die Migranten kam. Das Notlager am Hafen wurde zwar inzwischen aufgelöst und die Migranten in neue Unterkünfte gebracht, die Befürchtungen der Bevölkerung jedoch bleiben.
Ein weiteres Problem ist, dass die Migranten aus Afrika auch weiterhin nicht einfach nach Spanien gelassen werden, so dass die Zahl der Flüchtlinge auf den Kanaren auch in diesem Jahr weiter steigen wird, was auf dem von der Krise gebeutelten Archipel für Komplikationen in der Unterbringung und Versorgung nach sich ziehen wird. Um auf das spanische Festland zu dürfen, müssen die Flüchtlinge sowohl die Flugtickets selber zahlen, als auch über einen genehmigten Asylantrag und einen Reisepass verfügen. Somit entpuppen sich die Kanarischen Inseln für die meisten der Geflüchteten als Sackgasse, was in den Flüchtlingsunterkünften ebenso für Unzufriedenheit sorgen dürfte, wie auch in der Bevölkerung.
Politik muss Lösungen finden
Die Politik muss so schnell wie möglich eine Lösung dafür finden, wie den aus Afrika fliehenden Menschen geholfen werden kann. Wenn die Zahl der Flüchtlinge auf den Kanaren weiter steigt, werden sich die Bedingungen in den Unterkünften aufgrund des Platzmangels wohl weiter verschlechtern. Dadurch wird der Unmut sowohl bei den Migranten, als auch in der Bevölkerung weiter steigen und es werden sich die Reibungspunkte häufen.
Eine Lösung zu finden ist umso notwendiger, als dass auch ein deutlicher Anstieg bei den Zahlen an Kindern und Jugendlichen zu verzeichnen ist, die sich die riskante Überfahrt über den Atlantik zutrauen. Über die Todeszahlen auf hoher See gibt es keine zuverlässigen Zahlen, von verschollenen und gekenterten Booten sind wöchentlich Berichte in den Medien zu lesen. Es wird Zeit, dass die Kanaren nicht mehr länger von der Politik Spaniens alleine gelassen werden. Ansonsten wird die Flüchtlingskrise auf den Kanarischen Inseln im Jahr 2021 einen neuen Höhepunkt erreichen, und zwar zu Lasten nach Hilfe suchender Menschen...
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