Wellenenergie auf den Kanaren bereits im Test
Langfristig wollen die Kanarischen Inseln die in vielen Bereichen stetig starken Wellen nutzen, um so das Ziel der Klimaneutralität 2040 umsetzen zu können. Die PLOCAN (Canary Islands Ocean Platform) führte dazu bereits zahlreiche Projekte durch, bei denen spanische, norwegische und dänische Unternehmen bereits verschiedene Prototypen zur Nutzung der Wellenenergie testeten. Das Testgebiet erstreckt sich östlich von Gran Canaria auf einer Fläche von 23 Quadratkilometern, zu dem auch eine etwa 1,5 Kilometer vor der Küste schwimmende Laborplattform gehört.
Dabei geht es nicht nur um die reine Gewinnung von Wellenenergie, sondern auch um andere Projekte. Das jüngste davon stammt von der norwegischen Firma Ocean Oasis und beschäftigt sich mit einer Meerwasserentsalzungsanlage. Der sonst an Land stattfindende Prozess der Meerwasserentsalzung ist sehr energieaufwendig. Doch mit der schwimmenden Meerwasserentsalzungsanlage Gaia soll nun direkt die Wellenenergie genutzt werden, um den Strom für den Betrieb der Anlage zu gewinnen.
Das einzige Problem dabei ist, dass alle bisher gestarteten Projekte unabhängig von den Kanaren ins Leben gerufen worden sind.
Die Kanaren wollen Wellenenergie für mehr Nachhaltigkeit
Dass sich das in Zukunft schnell ändern kann, zeigen die Worte des Inselpräsidenten von Gran Canaria, Antonio Morales. Dieser sieht in der Wellenenergie einen wirklich wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Auch seien solche Anlagen wichtig für die so genannte blaue Wirtschaft, die alle Wirtschaftsbereiche umfasst, die direkt mit dem Meer zu tun haben. Dazu gehören nicht nur Bereiche wie marine Biotechnik oder Meeresenergie, sondern zum Beispiel auch der Tourismus an der Küste.
Durch die guten Bedingungen und das große Testgebiet gelten die Kanarischen Insel in Europa tatsächlich als Vorreiter, wenn es um die Gewinnung von Wellenenergie geht. Dennoch steht die erste europäische Anlage nicht auf dem Archipel im Atlantik, sondern im Baskenland, genauer gesagt in Mutriku. Diese ist bereits seit dem Jahr 2011 in Betrieb und erzeugt 296 Kilowatt. Weitere Anlagen sind in Port Adriano auf Mallorca und in Valencia geplant.
Laut einer Analyse des Technologischen Instituts der Kanaren (ITC), die im Auftrag der kanarischen Regierung durchgeführt wurde, besteht das größte Potenzial für nachhaltige Energie in der Offshore-Windenergie. Bis zu 14 Gigawatt pro Stunde sollen hier möglich sein. Da die Kanarischen selbst etwa 8 Gigawatt pro Stunde benötigen, liegt der Fokus nach wie vor auf diesem Bereich. Mit der Wellenenergie könnten zusätzlich 206 bis 313 Megawatt gewonnen werden, was für den Energiemix der Kanaren ein nicht zu verachtender Zugewinn wäre. Das ITC schlägt daher vor, schnellstmöglich ein entsprechendes Pilotprojekt zu Studienzwecken in Angriff zu nehmen, um bereits 2030 repräsentative Ergebnisse liefern zu können.
Die Hürden für die Wellenenergie auf den Kanaren
Wie bei jedem neuen Projekt gilt es natürlich einige Hürden zu nehmen. Zum Beispiel kommen viele Gebiete vor den Küsten aus Gründen des Umweltschutzes schlicht nicht für solche Anlagen in Frage. Erste Studien empfehlen, dass die besten Standorte zur Gewinnung von Wellenenergie jeweils im Norden und Nordosten der Inseln liegen. Vor Lanzarote und El Hierro liegen hier jedoch Schutzgebiete, weshalb hier nach Osten ausgewichen werden müsste.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Planung ist, bis zum nächsten Gebäude ein Mindestabstand von 900 Metern eingehalten werden muss und diese Energiequelle noch als recht teuer gilt. Der Grund ist simpel: Noch ist die notwendige Technologie nicht ganz ausgereift, was bei Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen bereits der Fall ist. Während bei der Wellenenergie aktuell bis zu 9000 € pro Kilowatt investiert werden müssen, liegen die Kosten für Wind- und Solarenergie deutlich darunter. Um die bis zum Jahr 2030 angepeilten 4 Megawatt zu erreichen, wären stolze 36 Millionen Euro an Investitionen notwendig. Auch deshalb stehen auf den Kanaren die Sonne und der Wind weiterhin höher im Kurs.
Dennoch empfiehlt das ITC, die Forschungsarbeiten mit Nachdruck voranzutreiben. Zum Einen kann durch den Fortschritt auf diesem Gebiet die Wellenenergie langfristig rentabler gemacht werden, zum Anderen bietet dieser Sektor einen großen Vorteil: Wie auch Wind- und Solarenergie ist die Kraft des Meeres vom Wetter abhängig. Zieht man einen direkten Vergleich, ist die Wellenenergie jedoch deutlich weniger abhängig, was sie für eine stabile Energieversorgung interessant macht.
Gerade kleinere Stromnetz wie die auf La Gomera, La Palma oder El Hierro würden durch diesen Punkt ganz klar von der Energiegewinnung durch Wellenkraft profitieren.
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