26.08.2023 - Es ist erstaunlich, wie Pflanzen auf Vulkaninseln eine einzigartige Anpassung entwickelt haben. Statt den Boden zu bedecken, streben sie in die Höhe, indem sie verholzte Äste und Zweige nutzen. Neue Beobachtungen nach Vulkanausbrüchen auf La Palma legen nahe, dass diese Anpassung eine Reaktion auf häufigen Ascheregen ist, wie Martin Viewegs für Natur.de in einem aktuellen Artikel schreibt. Im Gegensatz zu krautigen Pflanzen überleben die Gehölze auf der kanarischen Insel sogar unter einer bis zu einem halben Meter dicken Ascheschicht.
Trotz ihrer zerstörerischen Kraft können Vulkane auch eine kreative Kraft entfesseln. Besonders auf vulkanisch geprägten Inseln blüht die Natur auf, und zahlreiche Lebewesen verwandeln sich in neue Arten. Dies liegt an den unterschiedlichen Bedingungen auf den Feuerbergen im Ozean, die verschiedene Ökosysteme schaffen. Diese Ökosysteme variieren in Bezug auf Temperatur, Feuchtigkeit, Licht und Nährstoffversorgung, wie Vieweg schreibt und sich dabei auf einen Fachartikel der Universität Bayreuth bezieht.
Daher entstehen zahlreiche Nischen, die Raum für die Entfaltung des Lebens bieten.
Eine faszinierende Eigenschaft vieler ozeanischer Vulkaninseln ist ihre spezielle Gemeinschaft von Gehölzpflanzen. Bemerkenswert ist der Vergleich mit biologisch verwandten Arten auf dem Festland. Hier haben viele verholzte Inselarten Pendants, die auf dem Festland als krautige Pflanzen auftreten. Was auf dem Festland am Boden wächst, sitzt auf Vulkaninseln hoch oben auf verholzten Pflanzen.
Bisher wurde dies mit dem Wettbewerb um Sonnenlicht oder Anpassungen an Trockenheit erklärt, aber die genaue Entwicklung blieb ein Rätsel.
Das Team um Carl Beierkuhnlein von der Universität Bayreuth berichtet, dass der Auslöser für dieses evolutionäre Phänomen nach den Vulkanausbrüchen auf La Palma im Jahr 2021 deutlich wurde. Die Eruptionen des Vulkans Tajogaite boten eine einzigartige Gelegenheit für biogeografische Untersuchungen.
Die Untersuchung von Vulkanasche auf die Pflanzenwelt auf den Kanaren
Durch langjährige Aufzeichnungen von geologischen und klimatischen Veränderungen auf den Kanareninseln können neue Beobachtungen über die Vegetation auf den Inseln in einen größeren Zusammenhang gestellt werden.
Etwa vier Monate nach den Ausbrüchen untersuchte Beierkuhnlein zusammen mit seinem Team die Auswirkungen des Ascheregens auf La Palma. Der Vulkanausbruch hatte die Insel vollständig mit pyroklastischem Material bedeckt, das an einigen Stellen beträchtliche Schichtdicken erreichte.
Überraschenderweise überlebten viele einheimische Gehölzpflanzen, die nur auf La Palma vorkommen, die Bedeckung von bis zu einem halben Meter und blühten bereits wenige Wochen danach wieder auf. Die meisten Kräuter und Gräser waren hingegen unter den Ascheschichten zugrunde gegangen. Dies deutet darauf hin, dass widerstandsfähige Strukturen den Gehölzen auf der Insel das Überleben ermöglichten.
Das Team erklärt laut des Artikels in Natur.de, dass der wiederholte Ascheregen, dem die Inseln ausgesetzt sind, ein Selektionsdruck ist, der zur Entwicklung dieser speziellen Gehölzpflanzen auf La Palma und anderen ozeanischen Vulkaninseln geführt hat. Im Laufe von vielen Generationen entwickelten sich Populationen von krautigen Pflanzenarten zu endemischen Gehölzpflanzen, indem der verholzte Anteil zunahm.
Obwohl klimatische Bedingungen und andere Faktoren das Wachstum von Gehölzpflanzen auf ozeanischen Inseln beeinflussen könnten, legen die Beobachtungen und Messungen auf La Palma nahe, dass Vulkanismus eine bisher unterschätzte treibende Kraft für die Evolution auf solchen Inseln ist. Die biogeografischen und ökologischen Auswirkungen vulkanischer Ausbrüche sollten daher in Zukunft genauer untersucht werden, schließt Beierkuhnlein.
Quelle: Natur.de / Martin Vieweg
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