29.10.2024 - Das Thema Nachhaltigkeit spielt auf den Kanarischen Inseln schon seit langer Zeit eine große Rolle: Sonnenenergie, Windenergie und seit geraumer auch die eigene Nutzung der Wellenkraftforschungsanlage tauchen immer wieder in den Nachrichten auf.
Aber wie sieht es da eigentlich beim Tourismus und der Nachhaltigkeit aus? Schließlich steigen seit Jahren die Besucherzahlen auf dem Archipel. Dazu findet sich aktuell ein guter Beitrag von Marcos Baeza, Redakteur der
iberischen Presse, in der Tageszeitung
El Día.
Spanien gehört seit Jahrzehnten zu den drei meistbesuchten Ländern der Welt und belegt aktuell den zweiten Platz, noch vor den USA und hinter Frankreich. Der Tourismus hat sich in den letzten Jahren so stark entwickelt, dass er zur Hauptantriebskraft vieler Wirtschaften geworden ist – auch für die nationale Wirtschaft Spaniens, besonders in den Kanarischen Inseln, wie Baeza berichtet.
Allerdings verursacht die Tourismusbranche mittlerweile etwa 8 bis 11 % der Emissionen in Spanien, und es wird erwartet, dass dieser Anteil weiter steigt. Beispielsweise hat sich der Flugverkehr in den letzten 20 Jahren vervierfacht. Prognosen zufolge könnten die Treibhausgasemissionen bis 2030 um weitere 25 % steigen, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Doch das Ziel ist klar: Bis 2030 sollen die Emissionen um 50 % gesenkt und bis 2050 eine Netto-Null erreicht werden.
Die Auswirkungen auf beliebte Reiseziele und deren Gemeinden sind enorm – in kleinen Küstenorten verzehnfacht sich die Bevölkerung in der Hochsaison, was zu überfüllten Straßen, erhöhtem Wasser- und Energieverbrauch sowie steigender Müllproduktion führt, wie dem Bericht zu entnehmen ist.
Die Situation auf den Kanarischen Inseln
Die Kanaren sind eine der beliebtesten Reisedestinationen Spaniens und spüren zunehmend die Folgen des Massentourismus. Seit 2022 setzt die öffentliche Einrichtung "Turismo de Islas Canarias", die dem Ministerium für Tourismus und Arbeit unterstellt ist, einen Klimaschutzplan um, der das ökologische Gleichgewicht des Archipels bewahren soll.
José Juan Lorenzo, Geschäftsführer von Turismo de Islas Canarias, erklärt: „Alle unsere Maßnahmen zielen darauf ab, der kanarischen Gesellschaft mehr Nutzen zu bringen. Dies wird in der Strategie 'Canarias Destino 2025-2027' konkretisiert, die sich auf die drei Schwerpunkte Bürgerschaft, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren wird.“
Um die Dekarbonisierung des Tourismussektors voranzutreiben, hat die UNO-Tourismusorganisation im November 2021 die "Glasgow Declaration for Climate Action in Tourism" ins Leben gerufen, unterstützt von Partnern wie dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, Visit Scotland und The Travel Foundation.
Saubere Reisen
Unter dem Motto „Reise zur Dekarbonisierung“ wurde ein Aktionsplan für den kanarischen Tourismussektor entwickelt. Dieser Plan beinhaltet eine Emissionsmessungs- und Reduzierungslösung, Schulungen und Aufklärung für Fachleute der Branche sowie Pilotprojekte, etwa auf der Insel El Hierro.
Die Kanaren sind zudem das erste spanische Reiseziel mit einem zertifizierten CO₂-Fußabdruck-Tool, „Viaje a la descarbonización“, das seit November 2023 kostenfrei für touristische Unternehmen auf den Inseln zugänglich ist. Es ermöglicht ihnen nicht nur, ihren CO₂-Ausstoß zu messen, sondern auch Maßnahmen zu entwickeln, um die Emissionen zu senken und nachhaltigere Angebote zu schaffen.
Das Tool wurde von AENOR, der führenden Zertifizierungsstelle in Spanien, validiert. Javier Lantigua, Direktor von AENOR in den Kanaren, sagt: „Das Zertifikat gibt Unternehmen auf den Kanaren die Möglichkeit, ihre Emissionen zuverlässig zu messen und zu reduzieren, und bestätigt damit die Führungsrolle der Kanaren in Sachen nachhaltigem Tourismus.“
José Juan Lorenzo ergänzt: „Das Zertifikat zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind: die verwendete Methodik, Emissionsfaktoren und CO₂-Tonnage entsprechen internationalen Standards, wodurch wir den Unternehmen auf den Inseln zuverlässige Daten an die Hand geben.“
Bildung für Nachhaltigkeit
Ein weiterer Schwerpunkt des Plans sind Schulungen, die vor Ort und online angeboten werden und sich an kleine und mittlere touristische Unternehmen sowie Selbstständige richten. Ziel ist es, den Teilnehmern einfache Methoden zur Berechnung und Reduktion ihrer Emissionen zu vermitteln.
Die Präsenzworkshops finden seit dem 15. Oktober bis zum 21. November auf allen Kanarischen Inseln statt, die Online-Workshops laufen seit Februar und enden im Dezember.
El Hierro als Vorbild
Auf El Hierro wird der Klimaschutzplan bereits gemeinsam mit dem Inselrat und der lokalen Gemeinschaft umgesetzt. Ein technisches Team arbeitet mit den Bürgern und Unternehmen vor Ort an einer detaillierten Roadmap, um die Emissionen der Tourismusbranche zu messen und zu reduzieren.
José Manuel Sanabria, Vizeminister für Tourismus der Kanarischen Regierung, erklärt: „Das Klimaschutzprogramm für El Hierro zielt darauf ab, die Herausforderungen des Klimawandels im Tourismusbereich umfassend zu bewältigen.“
Das ehrgeizige Programm, das auf den fünf Handlungsfeldern der Glasgow-Erklärung basiert, ist in vollem Gange. Dank erneuerbarer Energiequellen wie Windkraft, Sonnenenergie und Geothermie wird El Hierro bald die Kraft der Wellenenergie und Speicherbatterien nutzen können, um überschüssige Energie zu speichern. Diese Maßnahmen werden El Hierro dabei helfen, das Ziel der Netto-Null-Emissionen zu erreichen, ist Jéssica de León, Tourismusbeauftragte der Kanaren, überzeugt.
Zum original Artikel:
https://www.eldia.es/ideas/con-ciencia/turismo-sostenible.html
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