Die Weihnachtszeit ist die besinnlichste Zeit des Jahres, sagt man so schön. Aber daran hege ich oft meinen Zweifel. Ich habe eher den Eindruck, dass viele Menschen so mit dem Perfektionismus des Festes beschäftigt sind, dass die Besinnlichkeit auf der Strecke bleibt. Zusammen mit Freunden und Familie wurde Weihnachten daher mal anders gefeiert. Das Motto war eher Menschlichkeit, der Blick auf diejenigen, die wirklich gar nichts haben. Und genau deshalb war es ein richtig schönes Weihnachten. Es war ein Weihnachten mit so aufrichtiger Dankbarkeit, wie man sie in Zeiten des Massenkonsums kaum noch sieht.
Im Endeffekt lief es wie folgt: Schnell zur Familie, ratzfatz die Bescherung, dann ran an die Vorbereitungen. Also nicht für uns…, die Vorbereitungen für Andere. Aus meiner Familie kam nämlich die Idee, dass wir an Weihnachten ja auch zu den Ärmsten, den Obdachlosen fahren könnten und diese zu Beschenken, was dann auch schnell als Beschluss feststand. Und das Beste: Der Plan fand auch schnell bei Freunden Anklang. Es wurden Thermoskannen eingesammelt, Suppen, Hundefutter und Mandarinen eingekauft und selbst die italienische Bar Gazzusa in La Guancha nutzte die kleine Küche, um sich mit Plätzchen zu beteiligen.
Und so wurden nach der Bescherung dann Suppe gekocht, heiße Schokolade vorbereitet und Tütchen Keksen gepackt, die später verteilt werden sollten. Dann wurde alles ins Auto verladen und nachdem wir selbst auswärts gegessen haben, da die Küche ja anders eingeplant war, ging es los.
Und das Feedback war echt schön.
Obwohl nicht angekündigt, wurden wir sehr freundlich von den Obdachlosen begrüßt. Unsere Verkündung, dass wir Suppe und heiße Schokolade bringen, sorgte dann für richtig leuchtende Augen und so viel Freude, dass uns einfach nur warm ums Herz wurde. Und wir freuten uns direkt auf die Nächsten, denen wir eine Freude machen könnten. Diese fanden wir dann auch gleich um die Ecke, wieder mit demselben Ergebnis.
Obdachlose aus den Städten gescheucht?
Aber dann trat doch eine ziemliche Ernüchterung ein, denn wir suchten im Anschluss noch weitere Plätze in Puerto de la Cruz ab, fanden aber niemanden. Nur an einer Stelle stand noch ein eingepackter Lagerplatz mit Isomatte, Rucksack und Decken, allerdings war weit und breit kein Besitzer auszumachen. Wir ließen dann einfach Sandwich, Kekse und Mandarinen da.
Inzwischen war es dann auch recht spät geworden, aber noch Einiges zum Verteilen übrig war, beschlossen wir, dass wir am nächsten Tag nach La Laguna und Santa Cruz fahren. Allerdings mit demselben Ergebnis: Orte, an denen immer Obdachlose zu finden waren, waren wie leergefegt. Spätestens da kam der Verdacht auf, dass zur Weihnachtszeit, wenn die meisten Urlauber auf Teneriffa sind, die Obdachlosen ihrer Plätze verwiesen werden.
Das wiederum wäre echt mies. Es ist doch auch die Zeit, in denen es am Wahrscheinlichsten ist, dass Menschen nicht nur vorbeigehen, sondern etwas abgeben.
Und so fuhren wir zurück und machten noch eine Runde an den bekannten Plätzen, die wir am Rande von Puerto de la Cruz gefunden haben. Wieder war die Dankbarkeit mindestens genauso groß wie die Freude. Und dabei ging es nicht nur um die Sandwiches oder die Suppe. Uns wurde ganz deutlich bewusst, dass es auch die Gespräche waren, das Gefühl, dass sie nicht ganz vergessen und auch nicht verstoßen, keine Aussätzigen sind.
Es war nicht viel…, eine heiße Schokolade, eine Suppe, ein wenig der eigenen Zeit, aber es war genug, damit andere sich an Heiligabend und am Weihnachtsmorgen menschlich fühlten.
Und wir überlegen, diese Wege zumindest in unserer Umgebung immer wieder mal zu machen.
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