Samstag, 14. Dezember 2024

Spanien plant umfassendes Pfandsystem – Start Ende 2026

Plastikfalschen wie diese sind in Spanien bisher ohne Pfand
 Madrid - Spanien steht vor einer großen Reform in seiner Recycling-Wirtschaft: Bis Ende 2026 soll ein landesweites Pfand- und Rückgabesystem eingeführt werden, um die dramatischen Müllprobleme des Landes in den Griff zu bekommen. Ziel ist es, vor allem Plastikflaschen, aber auch Dosen, Getränkekartons und Glasflaschen effizient zu recyceln. Die Umsetzung erfolgt unter Druck einer EU-Richtlinie, die Spanien eine Frist bis November 2026 gesetzt hat. Konsumenten sollen mit einem Pfandaufschlag motiviert werden, leere Behältnisse zurückzugeben. 


 Ein verlorenes Jahrzehnt: Das verschwundene Pfandsystem 


 In den 1980er-Jahren schaffte Spanien ein bereits existierendes Pfandsystem, das vor allem Glasflaschen betraf, still und leise ab. Seither dominieren Dosen und Plastikflaschen den Markt. Nun kehrt Spanien mit dem „Sistema de Depósito Devolución y Retorno“ (SDDR) zu einem umfassenden System zurück. 130 Umweltorganisationen begrüßten die Ankündigung mit den Worten: „Viel zu spät, aber endlich!“ 

 Doch die Umstellung braucht Zeit: Handel, Recyclingwirtschaft und Bürger müssen sich auf die Neuerungen einstellen. Die spanische Regierung will dabei sowohl Fördermittel als auch gesetzliche Vorgaben nutzen, um das System erfolgreich umzusetzen.

 Recycling-Defizite in Spanien 


 Spanien hinkt in der Wiederverwertung von Verpackungsmaterialien im europäischen Vergleich deutlich hinterher. Während Länder wie Deutschland Recyclingquoten von über 90 Prozent erreichen, liegt Spanien bei Getränkebehältern bei nur 41,3 Prozent – so das Umweltministerium. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace schätzen die Quote sogar noch niedriger, auf unter 36 Prozent. Plastikflaschen sind dabei ein zentrales Problem: Täglich fallen in Spanien 35 Millionen Stück an, von denen viele nicht recycelt werden. 

 Besonders besorgniserregend ist die Verschmutzung der Meere. Immer wieder werden tote Wale und Delfine mit Plastik im Magen gefunden – ein alarmierendes Zeichen für die Dringlichkeit von Maßnahmen. 

 Die Hürden eines neuen Systems 


 Der Einzelhandel in Spanien hat sich lange gegen ein Rückgabe- und Pfandsystem gewehrt. Die Einführung wird Kosten und organisatorischen Aufwand mit sich bringen, da Supermärkte und Verkaufsstellen künftig verpflichtet sind, leere Behälter zurückzunehmen. Doch Länder wie Deutschland haben gezeigt, dass mit Recycling-Material Gewinne erzielt werden können. Diese Perspektive, gepaart mit den Vorgaben der EU, hat letztlich den Druck auf die spanische Regierung erhöht. 

 Ein weiteres Problem ist der Mangel an industriellen Kapazitäten. Spanien verfügt derzeit nicht über genügend Anlagen, um die erwartete Materialflut effizient zu verarbeiten. Der Staat plant deshalb Investitionen in die Recycling-Infrastruktur, um das System bis 2026 funktionsfähig zu machen. 

 Fortschritte in anderen Bereichen 


Trotz der Rückstände beim Flaschenpfand hat Spanien in anderen Bereichen des Müllmanagements Fortschritte gemacht. Die Einführung von braunen Tonnen für Bioabfälle ist in vielen Kommunen bereits Alltag. Zudem haben EU-Richtlinien wie das Verbot von Einwegplastikbesteck und kostenpflichtige Plastiktüten die Müllvermeidung gefördert. Doch ohne ein Pfandsystem bleibt das Problem der wachsenden Plastikflut ungelöst. 

 Ein Blick in die Zukunft Ab Ende 2026 sollen Verbraucher in Spanien für Plastikflaschen, Dosen und andere Behältnisse ein Pfand zahlen, das sie bei Rückgabe zurückerhalten. „Nur so können wir hochwertiges Recycling und eine Verringerung des Müllaufkommens sicherstellen“, erklärte das spanische Umweltministerium. 

 Die Einführung des SDDR-Systems wird ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft sein. Ob Spanien den Anschluss an die Vorreiter in Europa schafft, hängt jedoch davon ab, wie konsequent die Reformen für die Umwelt umgesetzt werden. Eins steht fest: Das Land hat keine Zeit mehr zu verlieren.

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