Donnerstag, 9. Januar 2025

Flüchtlingskrise auf den Kanaren - Fast 800 Migranten in 24 Stunden

Wieder 10 Flüchtlingsboote auf den Kanaren angekommen.
Symbolfoto
Die Flüchtlingskrise auf den Kanarischen Inseln spitzt sich weiter zu. Innerhalb von 24 Stunden wurden fast 800 Migranten in zehn Booten vor den Küsten von Lanzarote und El Hierro aufgegriffen. Unter ihnen befanden sich zahlreiche Menschen, die auf den gefährlichen Pateras oder Schlauchbooten die gefährliche Atlantikroute überquerten – eine der tödlichsten Fluchtrouten der Welt. Die Szenen erinnern an das dramatische Jahr 2024, als fast 47.000 Migranten die Inselgruppe erreichten. 




 Zelte als Notlösung in Arrecife 


Im Hafen von Arrecife auf Lanzarote herrscht derzeit Ausnahmezustand. Erneut mussten Zelte errichtet werden, um die neu angekommenen Menschen vorübergehend unterzubringen. Die Kapazitäten auf den Inseln stoßen längst an ihre Grenzen. Regionale Behörden sprechen von einer humanitären Krise, die ohne zusätzliche Unterstützung kaum bewältigt werden könne. 

 „Die Kanaren sind nicht das Ziel, sondern ein Transitpunkt“, sagt ein Sprecher der Regionalregierung. Doch die Realität sieht anders aus: Viele der Migranten bleiben monatelang oder sogar Jahre auf den Inseln, da es oft an Alternativen oder Möglichkeiten zur Weiterreise fehlt. 

 Wachsende Zahl unbegleiteter Minderjähriger 


Besondere Sorgen bereitet den Behörden die zunehmende Zahl unbegleiteter minderjähriger Migranten. Diese kommen automatisch in die Obhut der regionalen Exekutive. Laut offiziellen Angaben werden derzeit über 5.600 Minderjährige in mehr als 80 Einrichtungen betreut. Experten warnen, dass diese Zahl bald auf über 16.000 ansteigen könnte. Die Regionalregierung fordert daher dringend mehr Unterstützung von der Zentralregierung in Madrid sowie von der Europäischen Union. 

 Todesroute mit erschreckender Bilanz 


Die gefährliche Atlantikroute von Westafrika zu den Kanaren fordert weiterhin unzählige Menschenleben. Nach Angaben der spanischen Hilfsorganisation „Caminando Fronteras“ sind allein im Jahr 2024 mindestens 9.757 Menschen bei dem Versuch gestorben, die Inseln zu erreichen. Oft kentern die überfüllten und nicht seetüchtigen Boote in rauer See, bevor sie Hilfe erreichen können. 

 EU-Hilfen und Forderungen nach langfristigen Lösungen 


Angesichts der eskalierenden Lage hat die Europäische Kommission Spanien ein zusätzliches Finanzpaket in Höhe von 14 Millionen Euro zugesagt, um die Aufnahmekapazitäten zu erweitern, insbesondere für unbegleitete Minderjährige. Doch die Regionalregierung betont, dass finanzielle Mittel allein nicht ausreichen. Sie fordert eine gemeinsame europäische Strategie zur Steuerung der Migration sowie effektive Maßnahmen zur Bekämpfung der Fluchtursachen in den Herkunftsländern. 

 „Die Kanaren dürfen nicht zum vergessenen Flüchtlingslager Europas werden“, mahnt ein Vertreter der Regionalregierung. Währenddessen bleibt die Situation auf den Inseln angespannt – mit weiterhin steigenden Zahlen von Migranten und einer Bevölkerung, die sich zwischen Mitgefühl und Überforderung befindet.

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