Personalmangel und chronische Überlastung
Schon vor dem aktuellen Krisenherd war die Situation in den Notaufnahmen auf den Kanaren angespannt. Ein anhaltender Personalmangel, vor allem im Pflegebereich, sorgt dafür, dass die ohnehin begrenzte Anzahl an Krankenhausbetten nicht ausreicht, um der stetig steigenden Zahl an Notfällen gerecht zu werden. Die Wartezeiten für Operationen und medizinische Eingriffe gehören zu den längsten in Spanien. Der Durchschnitt von 153 Tagen für eine chirurgische Behandlung in den kanarischen Krankenhäusern ist fast doppelt so hoch wie der spanische Durchschnitt von 92 Tagen. Dies führt dazu, dass immer mehr Patienten auf die Notaufnahmen angewiesen sind, um eine schnelle Behandlung zu erhalten.
Besonders betroffen sind die großen Krankenhäuser wie das Hospital Universitario de Canarias (HUC) auf Teneriffa und das Hospital Insular de Gran Canaria. Diese Kliniken sehen sich seit Jahren mit einer hohen Zahl an Beschwerden konfrontiert, die sich häufig auf die langen Wartezeiten und die überlastete Infrastruktur beziehen.
Krankheitswelle und erhöhte Patientenzahlen
Die derzeitige Situation hat sich durch eine plötzliche Welle akuter Atemwegserkrankungen noch verschärft. Laut aktuellen Daten liegt die Inzidenz der Atemwegserkrankungen in der ersten Januarwoche bei 929,3 Fällen pro 100.000 Einwohner – weit über dem spanischen Durchschnitt von 639,8 Fällen. Dies hat zu einem enormen Anstieg der Patientenzahl geführt. Krankenhäuser müssen täglich zwischen 1.000 und 1.200 Notfälle versorgen, was die bestehenden Kapazitäten stark strapaziert.
Rund 90 Prozent der Patienten, die die Notaufnahmen aufsuchen, können am selben Tag wieder nach Hause entlassen werden. Doch auch diese Entlastung ist nur von kurzer Dauer, da die verbleibenden Fälle oft eine intensivere Betreuung erfordern und die Bettenkapazitäten erschöpft sind. Das Personal, das bereits unter enormer Belastung steht, sieht sich zunehmend mit der Aufgabe konfrontiert, die ständig wachsende Zahl von Patienten zu versorgen.
Maßnahmen und Notfallpläne
Um der wachsenden Zahl an Notfällen zu begegnen, haben die Krankenhäuser auf den Kanaren ihre Notfallpläne aktiviert. Diese umfassen unter anderem die Erhöhung des Personals sowie die Erweiterung der Überwachungsbereiche in den Kliniken. Auch die ambulante Betreuung wird verstärkt, um die Belastung der stationären Einrichtungen zu verringern. Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Versorgung unter hohem Druck, da die bestehenden Ressourcen weiterhin nicht ausreichen.
Ein weiteres Problem ist der zunehmende Mangel an spezialisierten Einrichtungen. Besonders in den ländlicheren Gebieten der Inseln sind spezialisierte Notfalldienste rar, was dazu führt, dass Patienten längere Distanzen zurücklegen müssen, um eine adäquate medizinische Versorgung zu erhalten. Auch wenn die Regierung zusätzliche Finanzmittel bereitgestellt hat, um dem Mangel an Ressourcen entgegenzuwirken, sind diese Maßnahmen nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Ausblick: Notwendige Reformen für die Zukunft
Es wird zunehmend deutlich, dass der Gesundheitssektor der Kanarischen Inseln grundlegende Reformen benötigt, um eine nachhaltige Verbesserung zu erreichen. Neben kurzfristigen Maßnahmen wie der Verbesserung der Personalstruktur und der Erweiterung der Bettenkapazitäten sind langfristige Investitionen in die Infrastruktur und die medizinische Ausbildung notwendig.
Die Situation in den Notaufnahmen ist nicht nur eine Herausforderung für das medizinische Personal, das unter extremen Bedingungen arbeitet, sondern auch für die Patienten, die auf eine schnelle und effiziente Behandlung angewiesen sind. Solange keine strukturellen Änderungen vorgenommen werden, bleibt das Gesundheitssystem der Kanaren anfällig für weitere Krisen – vor allem in Zeiten von Krankheitswellen und unvorhersehbaren Ereignissen.
Fazit: Ein System am Limit
Die Notaufnahmen der Kanarischen Inseln stehen unter enormem Druck. Akute Atemwegserkrankungen und ein chronischer Personalmangel setzen das ohnehin schon überlastete Gesundheitssystem weiter unter Stress. Obwohl kurzfristige Maßnahmen ergriffen wurden, ist eine langfristige Verbesserung nur durch umfassende Reformen im Gesundheitswesen möglich. Andernfalls wird das System weiterhin an seine Grenzen stoßen, was sowohl für die Patienten als auch für das medizinische Personal eine untragbare Situation darstellt.
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