Dienstag, 11. Februar 2025

Jet2 warnt: Steigende Kosten und Anti-Tourismus-Stimmung bedrohen Kanaren-Tourismus

Ein Flieger von Jet2
 Der CEO der britischen Fluggesellschaft Jet2, Steve Heapy, hat eine deutliche Warnung ausgesprochen: Die Kombination aus steigenden Kosten und zunehmender Anti-Tourismus-Stimmung könnte die Wettbewerbsfähigkeit der Kanaren erheblich gefährden. Als größter britischer Reiseveranstalter in der Region brachte Jet2 allein 2024 rund 2,4 Millionen britische Besucher auf die Inseln. Doch für die Zukunft sieht Heapy Herausforderungen.




Warnung vor steigenden Kosten und abschreckender Rhetorik

Trotz eines Rekordjahres 2024 mit hohen Besucherzahlen erwartet Jet2 für 2025 ein gebremstes Wachstum. Hauptgründe seien die steigenden Preise, eine verstärkte Konkurrenz durch Reiseziele wie die Türkei, Marokko und Griechenland sowie die negative Wirkung von Anti-Tourismus-Protesten und kritischen Äußerungen lokaler Politiker.

„Bestimmte politische Entscheidungen und eine ablehnende Haltung gegenüber Touristen sind ein gefährliches Spiel“, warnt Heapy. Touristen sollten sich willkommen fühlen – andernfalls suchten sie sich andere Reiseziele.

Nachfrage bleibt hoch, aber Buchungen stagnieren

Obwohl die Nachfrage nach den Kanaren weiterhin stark ist, hinken die Verkaufszahlen von Jet2 im Vergleich zur Konkurrenz hinterher. Heapy macht dafür die gestiegenen Kosten und die Wahrnehmung vieler Touristen verantwortlich, nicht erwünscht zu sein. Vor allem die Proteste auf Teneriffa und Gran Canaria sowie Äußerungen von Lokalpolitikern, die wohlhabendere Touristen bevorzugen, seien problematisch.

Für den Sommer 2024 plant Jet2 eine Kapazitätserhöhung um 8 % mit über 1,6 Millionen Sitzplätzen sowie neuen Verbindungen nach Bournemouth und London-Luton. Doch Heapy bleibt skeptisch: „Touristen kommen nicht auf die Kanaren, um sich schlecht behandelt zu fühlen oder Proteste zu erleben.“

Luxusfokus könnte Durchschnittstouristen vertreiben

Ein weiterer Kritikpunkt des Jet2-Chefs ist der verstärkte Fokus auf Luxustourismus. „Nicht jeder ist reich, viele Menschen suchen einfach einen erschwinglichen und entspannten Urlaub. Wenn sie das Gefühl haben, unerwünscht zu sein, werden sie sich nach anderen Reisezielen umsehen“, so Heapy.

Mogán-Touristensteuer als „gefährlicher Präzedenzfall“

Besonders kritisch sieht Heapy die geplante Touristensteuer in Mogán auf Gran Canaria, die eine Abgabe von 1,50 € pro Nacht vorsieht. Während der Betrag gering erscheint, warnt er vor einer schleichenden Verteuerung, die langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der Kanaren schwächen könnte. „Steigende Steuern summieren sich und verteuern den Urlaub insgesamt. Auch wenn Mogáns Steuer klein ist, setzt sie einen gefährlichen Präzedenzfall“, erklärt Heapy. Zudem kritisierte er die ungleiche Belastung: Während lizenzierte Anbieter diese Steuern zahlen, würden illegale Kurzzeitvermietungen oft unreguliert bleiben.

Marokko als ernsthafte Konkurrenz

Eine weitere Herausforderung für die Kanaren sieht Heapy in der wachsenden Konkurrenz aus Marokko. Das nordafrikanische Land erlebt derzeit einen Tourismusboom und plant den Bau von fast 400 neuen Hotels in den kommenden Jahren. Zudem profitiert Marokko – ebenso wie die Türkei – davon, nicht dem EU-Emissionshandelssystem (ETS) zu unterliegen, das seit Januar 2024 die Flugpreise zu den Kanaren um durchschnittlich 10 bis 12 Euro erhöht hat.

„Marokko bietet hochwertige Unterkünfte zu niedrigeren Preisen und heißt alle Touristen willkommen – nicht nur wohlhabende Reisende“, betont Heapy. „Die Kanaren sollten sich ein Beispiel an der engen Zusammenarbeit zwischen marokkanischer Regierung, Flughäfen und Tourismusbehörden nehmen.“

Forderung nach politischen Maßnahmen

Um die Zukunft des Tourismus auf den Kanaren zu sichern, fordert Heapy entschlossene Maßnahmen der lokalen Behörden. Dazu gehören strengere Kontrollen gegen illegale Ferienvermietungen, eine bessere Unterstützung für lizenzierte Anbieter sowie eine intensivere Zusammenarbeit mit Fluggesellschaften und Reiseveranstaltern zur Vermarktung der Inseln auf wichtigen Märkten wie Großbritannien.

„Die Behörden müssen bestehende Vorschriften durchsetzen und sich auf die Bekämpfung illegaler Vermietungen konzentrieren, anstatt gesetzeskonforme Anbieter zu bestrafen“, so Heapy.

Blick in die Zukunft: 2025 noch stark, danach unsicher

Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt Heapy optimistisch für 2025, erwartet jedoch eine mögliche Abkühlung des Marktes ab 2026. Sollte der Trend steigender Kosten und negativer Rhetorik anhalten, könne dies langfristig die Attraktivität der Kanaren schmälern.

„Der Tourismus ist essenziell für den Wohlstand der Kanarischen Inseln. Die politischen Entscheidungsträger müssen handeln, um die Branche zu schützen und konkurrenzfähig zu halten“, mahnt Heapy.

Ob die Kanaren diese Herausforderungen meistern, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.

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